Vielen deutschen Touristen wird Holland weniger wegen seiner Koch- als wegen seiner Fritierkünste in Erinnerung bleiben. Wer aber mit offenen kulinarischen Augen durch das deutsche Nachbarland reist, wird nicht nur ernährungstechnisch sondern auch ernährungspolitisch viele spannende Projekte finden. Im Januar ist ein weiteres hinzugekommen.

Im Oktober 2015 hatte die niederländische Regierung in der „Voedselagenda“ Ziele für die Entwicklung des Ernährungssystems vorgelegt. Für die Themen Gesundheit, Ökologie, Resilienz und globale Herausforderungen wurden Problemstellungen herausgearbeitet und Absichten beschrieben. Die Regierung hatte Unternehmen, Verbraucher und Organisationen der Zivilgesellschaft eingeladen diese Agenda mitzugestalten. Diesen Worten sind jetzt zwölf Gemeinden (Amsterdam, Almere, Den Haag, Ede, Groningen, Leeuwarden und Den Bosch, Venlo, Helmond, Utrecht, Oss und Rotterdam), die Region Gelderland und drei Ministerien gefolgt. Im Januar 2017 haben sie den City Deal „Ernährung auf der urbanen Agenda“ unterschrieben.

Voedsel – für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt

Ihre Begründung das Thema Ernährung auf die städtische Tagesordnung zu setzen ist denkbar einfach: 70 % der niederländischen Verbraucher leben in Städten. Wenn das niederländische Ernährungssystem gestaltet werden soll, dann muss auch in den urbanen Räumen angesetzt werden. 40 % des ökologischen Fußabdrucks einer Stadt würden durch die Lebensmittelversorgung verursacht. Wenn Städte sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen, dann geht das nicht ohne das Feld Ernährung.

Frauke Idema, Programmmanagerin Food in der Gemeinde Ede, sieht als Grund für das Engagement ihrer Kommune auch das große Interesse der Bevölkerung:

„Das Thema ist von Bedeutung für einen Großteil der Bevölkerung, von ihnen wird es mit Leben gefüllt. Das stellen wir in allen Partnerstädten fest. […] In Eden haben wir eine Foodcharter und arbeiten an der lokalen und regionalen Umsetzung. Hier haben wir eigentlich unseren eigenen, kleinen City Deal in dem wir mit verschiedenen lokalen Partnern, Unternehmen und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Beim City Deal „Ernährung auf der urbanen Agenda“ wollen wir die nationale „Voedselagenda“ besonders im Bereich Wirtschaft mit unseren Erfahrungen beeinflussen. Mit Wissensaustausch und Zusammenarbeit können wir viel mehr erreichen. Nicht nur unter uns Kommunen, sondern auch unter Einbezug anderer Akteure wie das University Medical Center Utrecht und die Universität Wageningen. Wir stellen fest, dass es im ganzen Land ein großes Interesse an kommunaler Ernährungspolitik gibt.“ [Übersetzung aus agendastadt.nl]

Jetzt soll die Arbeit an der integrierten Ernährungspolitik beginnen. Dazu wollen die beteiligten Städte eng mit Ministerien, mit relevanten Partnern aus Forschungsinstituten und der Industrie zusammenarbeiten. Gemeinsam wollen sie ein gesundes, sicheres und ökologisch nachhaltiges Ernährungssystem für die Städte entwickeln. Schwerpunkte sollen auf den Themen ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit,  ökologische und ökonomische Innovation, Regionalität sowie Gesundheit und soziale Integration gelegt werden. Mit mehr Ernährungswissen soll die Ernährungsbildung verbessert werden, die Ernährungswirtschaft gestärkt und die Lebensmittelverschwendung verringert werden. Auf die Stadt-Land-Beziehung soll eine besonderes Augenmerk gerichtet werden.