Ein Ernährungsrat (engl.: Food Policy Council) ist der der wichtigste Ansatz der Stadtplanung für eine Gestaltung des Ernährungssystems. Ernährungsräte rücken die Belange von Bürgern und Kommunen in der Lebensmittelversorgung in den Mittelpunkt. Sie setzen auf der lokalen Ebene an um das Ernährungssystem zu gestalten.  „Food Policy Councils represent the closest thing to a centering of attention for food related concerns at the local level.“ (Pothukuchi/Kaufman 1999: 220).

Der erste Ernährungsrat soll 1982 in Knoxville, Tennesse entstanden sein (vgl. Borron 2003: 25, Clancy 1996: 3). Im Ernährungsrat sind in der Regel Akteure aus dem Ernährungssystems vertreten, oft jedoch mit einer stärkeren Orientierung hin zu Akteuren aus dem Sozial- und Umweltbereich denn aus dem wirtschaftlichen Bereich. Die Councils sind bis auf wenige Ausnahmen nicht in der Verwaltung angesiedelt, sondern dienen als Beratungsgremium. Oft sind Verwaltungsangehörige oder Ratsmitglieder im Council vertreten. Es gibt aber auch Ernährungsräte, die unabhängig von Verwaltung oder Politik, als Nicht-Regierungs-Organisationen arbeiten. Insgesamt unterscheiden sich die Councils stark in ihren Strukturen und ihrer Ausstattung (vgl. Pothukuchi/Kaufman 1999: 219, Borron 2003: 4-5, SSAWG 2005: 46-49).

Ernährungsrat oder auch Food Policy Council
Ernährungsrat: Unterstützung von Urban Gardening ist eine Aufgabe

Ernährungsrat für nachhaltige Entwicklung

Ziel der meisten Ernährungsräte ist die Entwicklung eines nachhaltig gerechten, effektiven und ökologischen Ernährungssystems. Als Aufgaben von Food Policy Councils sehen Pothukuchi/Kaufman (1999: 219-220)

  • Forschung und Entwicklung,
  • Weiterbildung,
  • Lobbyarbeit,
  • lebensmittelspezifische Dienstleistungen und
  • „Community development“.

Die Sammlung von Informationen über das lokale Ernährungssystem wird als eine weitere Aufgabe der Ernährungsräte genannt (vgl. Borron 2003: 7).

Food Policy Councils zielen auf die gesamte Entwicklung des Ernährungssystems. Besonders in der US-amerikanischen Literatur werden sie als wichtiges Instrument zur Gestaltung des Ernährungssystems auf der lokalen Ebene und für die Stadtentwicklung diskutiert (vgl. Pothukuchi/Kaufman 1999: 220, APA 2007: 5). Ein Ernährungsrat hat die Stärke, dass er sich durch seinen breiten Ansatz mit allen beziehungsweise vielen Themen rund um das Ernährungssystem beschäftigten. Er kann Querbezüge aufzeigen, Synergien schaffen und die systematischen Zusammenhänge des Ernährungssystems für sich nutzen. Hinzu kommt ein systematisches Vorgehen des Ernährungsrats das von der Bestandsaufnahme, über Leitbild und Zielkatalog in ein Handlungskonzept mündet. Durch einen starken kooperativen Ansatz haben Food Policy Councils das Potenzial, dem Ernährungssystem wieder ein gestaltendes Element auf der lokalen Ebene zu geben, das es durch die Nationalisierung beziehungsweise Internationalisierung verloren hatte.

Ernährungsrat, Ernährungsräte, Food Policy Council
Die Speiseräume-Schwerpunktseite zu Ernährungsräten: ernaehrungsraete.de

Überarbeiteter Auszug aus: Philipp Stierand (2008): Stadt und Lebensmittel. Die Bedeutung des städtischen Ernährungssystems für die Stadtentwicklung. Dissertation Detaillierter Quellennachweis im Literaturverzeichnis dort.

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