Viele Weltstädte haben Ernährungsstrategien. In Nordamerika gehören sie schon fast zu einem Standardinstrument kommunaler Entwicklung, in Großbritannien und anderen europäischen Ländern werden Ernährungsstratgien gerade als Instrument entdeckt. Was sind städtische Ernährungsstrategien?

Ernährungsstrategien: Entwicklungshilfe für das Ernährungssystem

Ernährungsstrategien sind Entwicklungsprogramme für das Ernährungssystem auf der lokalen Ebene. Sie geben das Ziel für eine Entwicklung vor und beschreiben den Weg dorthin. Einer der wenigen Definitionen von diesem Instrument ist in der Food Strategy von Vancouver veröffentlicht:

Eine kommunale Ernährungsstrategie ist ein offizieller Plan, der das volle Spektrum der urbanen Ernährungsthemen (Erzeugung, Verarbeitung, Versorgung und Entsorgung) in einer einzigen Entwicklungsstrategie vereint. Eine Ernährungsstrategie baut auf bestehenden Maßnahmen zur Verbesserung des Ernährungssystems auf, verlinkt bestehende Politikfelder, integriert neue Ideen, benennt Lücken und kreiert eine Vision für die Zukunft. Ernährungsstrategien koordinieren und integrieren nicht nur die verschiedenen Felder der Ernährungspolitik, sondern betten diese in umfassendere Nachhaltigkeitsziele ein. Eine Ernährungsstrategie soll dadurch weiterreichende Ergebnisse erzielen, als die Betrachtung einzelner Politikfelder im Bereich Ernährung. Sie stehen im Einklang mit den umfassenden Ansätzen von Stadtplanung und -entwicklung und können so die sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und gesundheitlichen Ergebnisse von Ernährungspolitik verbessern. [Eigene Übersetzung nach Vancouver Food Strategy]

Ernährungsstrategien haben eine ganzheitlichen Ansatz: Sie decken alle Bereiche des Ernährungssystems ab. Fast alle Strategien orientieren sich in ihrer Gliederung an den oben schon genannten Bereichen: Erzeugung, Verarbeitung, Versorgung und Entsorgung.

Typisch für eine Ernährungsstrategie ist, dass sie nicht nur fragt, wie die Stadt das Ernährungssystem verbessern kann, sondern das auch gefragt wird, was das Ernährungssystem zur Entwicklung der Stadt beitragen kann.

Vancouver hat eine Ernährungsstrategie
Wolken über Vancouver

Von der Charta zur städtischen Ernährungsstrategie

Eine Ernährungsstrategie beinhaltet im Idealfall:

  • eine Vision von oder ein Leitbild für eine ernährungsfreundliche Stadt
  • eine Bestandsaufnahme des Ernährungssystems
  • Ziele für die Entwicklung des Ernährungssystems
  • Maßnahmen und Verantwortliche für dessen Umsetzung
  • Kriterien an denen ein Erfolg oder Misserfolg gemessen werden kann

Starke Unterschiede gibt es in der Verbindlichkeit der Maßnahmen und der Benennung von Verantwortlichen. Mit „Food Works“ in New York hat sich der Stadtrat ein eigenes Arbeitsprogramm gesetzt, hier sind Verbindlichkeit und Verantwortliche eindeutig. Vancouver benennt für jede Maßnahme einen Zeithorizont, die Behörde, die maßgeblich für die Umsetzung zuständig ist und mögliche unterstützende Partner. London hat die eher allgemein gehaltenen Strategie von 2006 durch zwei Umsetzungspläne 2007 und 2011 ergänzt.

Als Vorläufer für eine ausführliche Ernährungsstrategie haben sich eine Reihe von Städten Ernährungscharten gegeben (bspw. Toronto, Bristol, Plymouth). Eine solche Charta ist in der Regel eine Reihe von Leitlinien für die Entwicklung des Ernähurngssystems – ohne diese auf Maßnahmen und Verantwortliche runterzubrechen.

Ernährungsstratgien in…