Ein Ernährungsrat (Food Policy Councils) ist eines der umfassendsten Instrumente zur Wiederbelebung städtischer Ernährungspolitik. In den USA und Canada sind sie mittlerweile ein Standard-Instrument, in Europa immer noch eine Seltenheit.  Ein sehr lebendiges, britisches Beispiel ist die Food Partnership Brighton.

Brighton and Hove liegt an der Küste des Ärmelkanals im Südwesten Englands. Erst 1997 schlossen sich die Städte Brighton und Hove zu einer Gemeinde zusammen. Die Doppelstadt hat rund 250 000 Einwohner. Sie hat als ehemaliger Badeort Londons einen bunten Ruf als Künstlerstadt und Homosexuellen-Hochburg. Der Wirtschaft geht es überdurchschnittlich gut.

Brighton and Hove Food Partnership

Die Brighton and Hove Food Partnership gründete sich 2005. Der Ernährungsrat möchte ein lokales Ernährungssystem fördern, welches sozial gerecht, wirtschaftlich aktiv und umweltfreundlich ist und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bürger fördert. Die Food Partnership hat 600 individuelle und institutionelle Mitglieder. Geleitet wird die Arbeit von einem Vorstand, der aus gewählten Mitgliedern, Vertretern des Primary Care Trust, des Stadtrates und ernannten Experten besteht.


Die Initiative, die zur Gründung des Ernährungsrat Brighton führte, ging vom Sustainability Team der Verwaltung von Brighton and Hove aus. Das Sustainability Team stellte in seiner Arbeit eine enge Verbindung zwischen den Themen der Nachhaltigkeit und der Ernährung fest. Bei einem ersten Treffen im Oktober 2002 mit Interessierten rund um das Thema Lebensmittel wurde beschlossen, die Arbeit weiter zu vertiefen. Es wurde eine Bestandsaufnahme des Ernährungssystems von Brighton erarbeitet und auf einer öffentlichen Konferenz vorgestellt. Die Konferenz empfahl eine Querschnittsorganisation zum Thema Lebensmittel, dies war der Auftakt zur Gründung der Brighton and Hove Food Partnership.

Als eines der ersten Schlüsselprojekte entwickelte die Partnerschaft in einem ausgeprägt kooperativen Prozess eine Ernährungsstrategie. Innerhalb des Ernährungsrates wurden Ziele und Maßnahme in Workshops erarbeitet. Diese wurde dann durch das Nachhaltigkeitsteam mit den Zuständigen in der Stadtverwaltung in Vier-Augen-Gesprächen abgestimmt. Der Beratungsprozess für die Strategie und die Handlungsempfehlungen sollte eine möglichst große Öffentlichkeit erreichen – vom Nachbarschaftsverein über lokale Catering Unternehmen bis zu Ämtern. Die endgültige Version wurde zuerst vom Umweltausschuss und dann vom Stadtrat selbst verabschiedet. Über die Fortschritte in den Maßnahmen berichtet die Food Partnership auf ihrer Webseite, eine Überarbeitung der Strategie begann 2009.

Ernährungsrat Brighton
Der Brighton Pier

Ernährungsrat Brighton: Schlüsselprojekte

Weitere Schlüsselprojekte der Ernährungspartnerschaft Brighton and Hove sind:

  • Local Food Festivals: In den Jahren 2004 bis 2006 halfen drei Local Food Festivals in Stadtteilen das Thema regionale Lebensmittel bekannt zu machen und lokale Produzenten zu unterstützen.
  • Good Food Grants: Seit 2006 fördert die Partnership über ein Programm mit kleinen Summen Projekte, die sich für gesunde Ernährung und ein umweltfreundliches Ernährungssystem einsetzen. Im ersten Jahr wurde so mit insgesamt 15.000 Pfund 24 Projekte von Schulen und sozialen Initiativen gefördert, 2009 waren es 30 Projekt mit 25.000 Pfund.
  • Harvest Brighton and Hove: Dieses Gemeinschaftsprojekt, in dem der Ernährungspartnerschaft die Koordination übernommen hat, wird vom britischen Lottery Fund mit 500.000 Pfund gefördert. Ziel ist es Raum und Fähigkeiten für den Anbau von Lebensmittel zu schaffen. Das Projekt soll den Zugang zu regionalen Lebensmittel und das Bewusstsein für sie verbessern.

Brighton and Hove hat mit der Food Partnership ein Instrument geschaffen, das stadtweit und themenübergreifend das Ernährungssystem behandelt. Mit seiner Offenheit für gesellschaftliche Gruppen und der gleichzeitigen Nähe zur Stadt hat der Ernährungsrat Brighton ein Potenzial, die Vielfältigkeit des Ernährungssystems zu spiegeln, zu fördern und in städtisches Handeln umzusetzen. Die Food Strategy basiert auf einer breiten Analyse des Ernährungssystems und gibt der Verwaltung konkrete Handlungsaufträge. Die Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen seiner Aufstellung und die Verabschiedung durch den Rat der Stadt bieten dar über hinaus die Möglichkeit, das Thema fester im Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu verankern.

Links: Brighton and Hove Food Partnership | City Council: Ernährungsstrategie und Bestandaufnahme