In Berlin beschäftigt sich ein Forschungsprojekt mit Landwirtschaft ohne Land: Zero Acreage Farming (also quasi Anbau mit null Anbaufläche) hat die Idee Lebensmittel in und auf Gebäuden anzubauen. Die Hauptstadt dient den Forschern als Beispielraum.

Im Mittelpunkt des ZFarm-Projekts steht der Anbau an, in und auf Gebäuden, weniger die klassischen, flächenbezogenen Anbauformen. Dies können beispielsweise Gewächshäuser auf Dächern, hängende Obst- und Gemüsegärten an der Fassade oder gar technisch aufwändige, mehrstöckige Indoor-Farmen sein.

Nach Motiven unterscheidet ZFarm 5 Typen der gebäudeintergierten Landwirtschaft:

Hauptziel dieser Projekte ist der kommerzielle, gewinnorientierte Betrieb der landwirtschaftlich genutzten Gebäudeflächen.

Die gärtnerische Aktivität wird unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und Innovation zur Vermarktung eines anderen Kerngeschäfts genutzt.

Bei diesen Projekten steht die Vermittlung von sozialen und ökologischen Werten im Zusammenhang mit dem Nahrungsmittelanbau im Zentrum.

Projekte dieses Typs sind vorwiegend auf Wohngebäuden als Bewohnergärten, teilweise auch auf gewerblichen Flächen als Mitarbeitergärten zu finden.

 

Gebäudegebundene städtische Landwirtschaft dient hier primär der Erprobung innovativer und nachhaltiger Modelle der Nahrungsmittelversorgung.

 

ZFarm liefert im Moment eine Bestandsaufnahme: So gibt u.a. eine Karte eine weltweite Übersicht über Projekte der Dachlandwirtschaft. Die Website insgesamt gibt einen guten Einblick in die Ideen und Vorhaben von ZFarm.

Die Formen des gebäudebezogenen Anbaus sind vielfältig: Erde kann, aber muss nicht immer der Nährstoffträger sein. Genauso ist es möglich, Salat oder Tomaten in anderen Substraten mit Nährlösungen anzubauen. Ob Erde oder Nährlösung – wichtiger Baustein von Zero Acreage Farming ist die Nutzung lokaler Ressourcen wie Regenwasser, Sonnenenergie sowie Abwasser und Abwärme der Haushalte.

Was mir beim Lesen von ZFarm (und Ideen an anderer Stelle zu Landwirtschaft in und an Gebäuden) auffällt, ist, dass der Standort Stadt keinesfalls die Diskussion überflüssig macht, welche Landwirtschaft wir brauchen und wollen. Ist das bspw. eher ein konventioneller oder ein ökologischer Weg? Wie viel Ressourcen darf/muss Landwirtschaft verbrauchen? Und wieweit sind diese fossil, wieweit regenerativ? Am Ende spitzt der Standort Stadt die Diskussion um die richtige Landwirtschaft sogar weiter zu: Denn die Anforderungen an die richtige Landwirtschaft werden in der Stadt noch um die notwendige Qualität „Stadtgerecht” ergänzt.