Ein guter Ökostromversorger bietet „sauberen Strom aus sauberen Quellen“. Er verspricht Strom aus Neuanlagen und den ausschließlichen Bezug von Strom „bei unabhängigen Erzeugern, die keine Kapitalbeteiligungen von Atomkraftwerksbetreibern oder deren Tochterunternehmen haben.“ Das sind die Standards, die von einem Öko-Stromlieferanten erwarten werden; die durch TÜV und andere Siegel  überprüft werden. Ein niedrigerer Standard gilt als Etikettenschwindel. Ökostrom muss also drei Kriterien erfüllen:

  • Das Produkt (Strom) muss umweltschonend (regenerativ) hergestellt sein.
  • Händler und Produzenten müssen hinter der Idee des Produktes stehen und keine anderen wirtschaftlichen Interessen verfolgen (keine wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Atomindustrie).
  • Das eingenommene Geld soll in den weiteren Ausbau der Idee fliesen. (Neuanlagen).

Im Ruhrgebiet  hat vor ein paar Wochen einer der Lebensmittelriesen mit „Gutes aus unserer Region“ geworben. Das Sortiment besteht aus unverarbeiteten oder gering verarbeiteten Monoprodukten (wie „Blumenkohl aus dem Rheinland, vom Niederrhein oder aus der Soester Börde“ oder „Frische Vollmilch“); versprochen werde kurze Wege, Qualität und Frische, Umweltschonung und die Verfügbarkeit nur in dieser Supermarkkette.

Regionale Lebensmittel: Käse vom Wochenmarkt
Käse vom Wochenmarkt

Die Parallele zwischen regionalen Lebensmitteln und Ökostrom

Wieso stehen in diesem Blogartikel Strom und Lebensmittel nebeneinander? Ein wesentlicher Bestandteil des „Öko” am Strom ist neben der Herstellungsqualität auch die Qualität des Handels: Wer handelt mit dem Strom wie und mit welchem Ziel? Warum legen wir eigentlich an regionale Lebensmittel nicht ähnliche Kriterien an?

  • Ist das Lebensmittel ökologisch hergestellt?
  • Stehen der Händler, die Landwirte und die Verarbeiter langfristig hinter der Idee regionaler Produkte? Gibt es keine wirtschaftlichen Verflechtungen mit der globalen, konventionellen Lebensmittelindustrie?
  • Fördert der Absatz der regionalen Produkte nachhaltig regionale Landwirtschaft, regionale Vermarktungsstrukturen und Verarbeiter?

Wenn man diese Fragen (wie vermutlich bei allen Regionalmarken konventioneller Supermärkte und Discounter) mit einem klaren „Nein“ beantworten kann, was bleibt dann noch als Vorteil dieser regionalen Lebensmittel? Viel Werbung für den Supermarkt und eventuell ein kleiner Absatzvorteil für Produzente im „Rheinland, vom Niederrhein oder aus der Soester Börde“. Schlussfolgerung: Wer aus Überzeugung regionale Lebensmittel kauft, sollte bei Überzeugungstätern kaufen!

Was hier so theoretisch hergeleitet wurde, hat die Stiftung Warentest gerade praktisch untersucht – und bestätigt. In der aktuellen Ausgabe (Juli 2013) werden 29 Anbieter von regionalen Produkten betrachtet. Warentest hat dabei keine falschen Herkunftsangaben gefunden – aber sehr große Regionen oder sogar bundesweiten Vertrieb des „Regionalprodukts“. Verbrauchererwartungen wie Stärkung der regionalen Wirtschaft, Schutz der Umwelt, Sorten- und Artenvielfalt kann nur ein Teil der Produkte im Test erfüllen.

„Als besonders glaubwürdig erweisen sich 11 der 29 Produkte. […] Auffällig viele der sehr guten regionalen Produkte tragen ein Biosiegel oder das einer Regionaliniative wie Landmarkt, Unser Land und Von Hier.”

Das Fazit der Tester ist, dass regionale Lebensmittel in erster Linie eine bestimmte Herkunft garantieren würden – mehr nicht.

Was man hier auch mal diskutieren müsste: Wie sieht es mit der Handelsqualität von Bioprodukten aus? Wie lauten Kriterien, Fragen und Antworten?

Regionale Produkte im Test
Focus (01.07.13): Regionale Hersteller schummeln bei Pseudo-Idylle
Stiftung Warentest (Juli 2012): Regionale Lebens­mittel – Werbung oder Wahr­heit?
Ökotest (September 2011): Regionale Lebensmittel – Der große Schwindel [Speiseräume-Zusammenfassung]