Ursprüngliche sollte die Expo 2015 eine Diskussionsplattform für das Thema „Welternährung“ werden. Diese inhaltlichen Ansprüche wurden zu Gunsten einer großen Ernährungskirmes aufgegeben – das wurde nicht nur auf Speiseräume berichtet. Ein Ausnahme mit wirklichen Inhalten und gestaltender Wirkung könnte der Urban Food Policy Pact werden: Dieses Bekenntnis zu einer nachhaltigen kommunalen Ernährungspolitik werden am 15. Oktober rund 50 Bürgermeister unterschreiben [Update 08.10.: 100 Städte]
Seit September 2014 tauschen sich auf Mailands Initiative hin die Städte auf Webinars und Workshops über Inhalte, Standards und Indikatoren aus. Begleitet wird der Prozess von internationalen Organisationen wie WHO und FAO, der Europäischen Kommission und Slow Food. Die Zeremonie in Mailand soll feierlich werden. Prinz Charles wird sich per Videoschaltung melden, die anderen Keynotes kommen von Oliver de Shutter und Tim Lang.

Urban Food Policy Pact
Ernährungsvielfalt auf der EXPO (Picture by Carolien Coenen)

Urban Food Policy Pact: die Versprechen

Im Kern der Erklärung des Urban Food Policy Pact verpflichten sich die Städte ihre Ernährungssysteme in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln. Um dies zu erreichen wollen sie die Belange der kommunalen Ernährungspolitik  behörden- und themenübergreifend in anderen kommunalpolitischen Feldern integrieren – und das unter Einbezug der Akteure des Ernährungssystems. Konkreter wird der Food Pact in einer Art Anhang, der aber ausdrücklich nur als Vorschlag verstanden werden soll. Hier werden kommunale Maßnahmen für die Herangehensweise, alle Bereiche des Ernährungssystems und verschiedene inhaltliche Themen genannt. Der Anhang ist quasi eine universelle Ernährungsstrategie, die auf den Erfahrungen der beteiligten Kommunen basiert. Er könnte ein guter Leitfaden für Kommunen sein, die bisher noch keine Idee von kommunaler Ernährungspolitik haben.

Welche Wirkung dieser Urban Food Policy Pact in der Realität entfaltet, lässt sich schwer abschätzen. Auch wenn die Erklärung allgemein gehalten wurde, erkennen die unterzeichnenden Städte an, dass es auf der kommunalen Ebene Handlungsnotwendigkeiten  und -möglichkeiten gibt. Die Option nichts zu tun, lässt die Erklärung nicht zu. Aber Papier – und speziell politisches Papier – ist geduldig… Der Urban Food Policy Pact könnte im besten Fall ein Startschuß für Ernährungspolitik in Kommunen bedeuten. Im schlechtesten Fall wäre der Pact immer noch eine Selbstverpflichtung auf die  Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft regelmäßig hinweisen können. Relativ klar scheint zu sein, dass die Wirkung in Deutschland sehr begrenzt bleiben wird: Auf der bisher veröffentlichten (aber nicht vollständigen) Städteliste findet sich Frankfurt als einzige deutsche Stadt [Update 08.10.: Jetzt sind auch Köln und Berlin dabei].